Zum Lachen – und Denken

Theaterchischte: Premiere im Storchensaal

VON NOLDI SIGG
Wilchingen. Zu einem lebendigen Gemeinschaftsleben in einer Landgemeinde gehört auch das alljährliche Dorftheater. Im Klettgau ist dies erfreulicherweise in Hallau und Wilchingen jeweils der Fall. So fand am letzten Freitagabend im schmucken Storchensaal zu Wilchingen vor vollem Hause – aufgeführt von der Wilchinger Theaterchischte – die Premiere der diesjährigen Komödie «De gsundi Chranki» von Norman Barasch und Caroll Moore statt. Das Publikum zeigte sich begeistert und amüsiert über das gebotene Lustspiel, das zum Lachen und Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken anregt.

Gewissermassen poetisches Grund-wasser von Wilchingen wurde mit dieser Komödie angezapft. Denn das Stück erinnert im Hinterkopf, sehr frei und in unsere Zeit versetzt, an Molières berühmte Komödie «Der eingebildete Kranke», welche einst die Dorfdichterin Ruth Blum mit viel Einfühlungsvermögen und grösster sprachlicher Lebendigkeit in Schaffhauser Mundart umsetzte.

Der erfolgreiche Computer-Geschäftsmann und Hypochonder George Keller glaubt infolge eines missverstandenen Telefonates seines Hausarztes, nur noch für ein paar Wochen zu leben. Er inszeniert dabei mit seinem engsten Freund die eigene Beerdigung und sucht für seine Ehefrau und baldige Witwe einen neuen Ehemann, denn vor dem Sterben gibt es noch viel zu regeln. Doch dies alles führt zu zahlreichen Verwirrungen, die sich noch verstärken, als Keller erfährt, dass er eigentlich kerngesund ist. Und wie es so bei Komödien ist, endet das Stück lachend in Minne. So weit die Kurzbeschreibung des Inhaltes.

Claudia Gysel hat dieses Lustspiel, das sich auch auf die Filmstory «Nur keine Blumen» mit Rock Hudson und Doris Day abstützt, präzise inszeniert. Für eine erstmalige Regiearbeit eine saubere Gesamtleistung, die man sich allerdings noch etwas ausgefeilter und ausgereifter hätte vorstellen können. Hoch anzurechnen ist ihr, dass sie die Komödie nicht zu einem überbordenden Schwank verkommen liess und subtil die verschiedenen Charakterrollen ausarbeitete. Uberaus gelungene Regieeinfälle und originelle Gags wechseln mit etwas zähflüssigen und statischen Szenen ab, was allerdings auch am Stück selber liegt.

Neun Spielerinnen und Spieler beherrschen die Bühne, die liebevoll bis ins kleinste Detail als Wohnraum des gehobenen Mittelstandes ausstaffiert ist. Mehr oder weniger waren die Rollen ausgezeichnet besetzt. Und wie es im Laientheater eben ist und sogar zur Würze gehört, sah man «Vorausspielen» und allzu abruptes Agieren wie auch Abstriche an der Natürlichkeit der Darstellung. Denn allzu oft wird in diesem Milieu Theater mit Theatralik verwechselt.

Hier nur kurz einige herausragende Spieler und Spielerinnen: Die hypochondrische Hauptrolle mimt Fritz Hodler überaus glaubhaft, seine junge und adrette Gattin, gespielt von Susanna Keller, verblüfft das Publikum durch ihr natürliches Spiel und bühnensicheres Auftreten. Tempo und komödiantische Lebendigkeit in Wort und Gestik bringt Hans Gysel, Nachbar und bester Freund des Todgeweihten, auf die Bühne. Oft whiskyselig bringt er, ohne zu überborden, die Zuschauer zu andauernden Lachsalven und spontanem Zwischenbeifall – klar der Star des Abends. Käthy Bourquin fällt durch die eindrückliche Rollengestaltung als Beraterin eines Beerdigungsinstitutes ganz besonders auf.