Laras Plan geht nicht auf

«Schaffhauser Nachrichten»

Die Premiere am Freitag war ausverkauft, ebenso die Aufführung am Samstag – das Publikum geniesst «Laras Plan».

Wilchingen – Am Ende der Premiere gab es vier Vorhänge. Viermal rief das Publikum im Wilchinger Storchensaal Darsteller, Autorin, Souffleuse, Maskenbildnerin und Coiffeuse mit Klatschen auf die Bühne. Das Theaterpublikum in Wilchingen hat ja schon viele Laientheaterstücke gesehen, aber so etwas, so wurde in der Pause bei einem Glas Wein und Zopf festgestellt, ist noch nie gezeigt worden.

Das Stück begann mit einer altbekannten und schon viel belachten Situation: Alter, reicher Mann schleppt attraktive, viel zu junge Frau, die ihm um den Bart streicht, ins Haus. Das Publikum ahnte: Das kann nicht gut gehen. So weit, so wenig überraschend. Doch Autorin Claudia Gysel hat den Verlauf der Geschichte in ihrem für das 10. Aufführungsjubiläum der jetzt «Wilchinger Theater» genannten Theatergruppe geschriebenen Stück anders entwickelt, als man im Publikum ahnen konnte. Dadurch wird «Laras Plan» spannend, er geht nicht auf.

Die Zuschauer erleben, wie fast keine Figur im Stück das ist, was sie angibt zu sein. Angefangen bei der Protagonistin Lara über den Privatsekretär, das Zimmermädchen, den Notar bis zum reichen Alten selbst, der so einfältig in seine Schoggimuus vernarrt auch wieder nicht ist. Es bleiben, was sie sind, nur Butler James, Mary, die Köchin, und die Wiiber im Ostflügel. Aber darüber bleibt der Zuschauer bis zum Schluss im Ungewissen.

Das Stück spielt an einem einzigen Ort, in der Bibliothek der Villa Hammerschmidt. Den beeindruckenden Bühnenbau haben Roland Külling und Aktive des Wilchinger Theaters mit der Schreinerei Gysel gestaltet. In diesem Raum wird geflirtet, geschimpft, verführt, getrunken, auch geschossen, und es fliesst Blut. Von den Darstellern kann nur Gutes berichtet werden. Alle spielten ihre Figuren glaubhaft und, soweit es das Stück zuliess, auch mit komödiantischem Schwung, der im Publikum Lacher hervorrief und zweimal sogar Szenenapplaus. Hans Gysel verkörperte den reichen, alten Mann, Brigitte Kessler gab die junge, schöne Frau und liess trotz herziger Schoggimuus immer wieder erahnen, dass sie ein Geheimnis birgt. Marcel Tresch gab den beflissenen Privatsekretär, der für seinen Chef alles tut, der aber auch durchblicken liess, dass seine Loyalität nur Maske ist. Eine ganz starke Bühnenpräsenz bewies Fritz Hodler als Notar Balthasar Blümlein, und Gaby Uehlinger stand ihm als Dienstmädchen und Partnerin kaum nach.

Die grösste Freude hatte das Publikum jedoch an Felix Külling als mysteriösem Butler, Kathy Bourquin als Ex-Ehefrau und Susanne Keller als Schwester des alten Mannes. Sie verkörperten auf köstlichste Weise das Komödiantische des Stücks. (W. S.)