Pension von leichter Sitte

Für zwei Stunden Heiterkeit angesagt

Für amüsante und unbeschwerte Unterhaltung sorgt das Wilchinger Theater mit dem Lustspiel «Pension von leichter Sitte».

VON ARNOLD SIGG
WILCHINGEN – Mit dem Lustspiel «Pension von leichter Sitte» in drei Akten von Carl Slotboom – in Dialekt gesetzt und bearbeitet von Claudia Gysel – gelingt es dem Wilchinger Theater auch in diesem Jahr, das Publikum amüsant und unbeschwert gegen zwei Stunden zu unterhalten. Claudia Gysel, ebenfalls eine erfolgreiche Theaterstückautorin, hat die Komödie des 1949 geborenen Niederländers inszeniert – eine Inszenierung mit zahlreichen farbigen Tupfern und aparter Musik, die vom Spiel bis zum Bühnenbild und zur Kostümierung beeindruckt. Das Premierenpublikum am Freitagabend im voll besetzten Storchensaal war hingerissen und kargte nicht mit Lachsalven und Szenenapplaus. Denn das heillose Durcheinander zwischenmenschlicher Beziehungen, gepaart mit viel Situationskomik, trifft den Geschmack des Publikums, wenn auch der Schlussakt etwas abfällt.

Was alles passiert, wenn man als Nachbarschaftshilfe auf ein Heimwesen aufpassen soll, dessen Bewohner in den Ferien weilen, davon berichtet das Stück. Denn das Haus entpuppt sich als Pension für spirituelle Lebenshaltung. Anspruchsvolle und ausgeflippte Gäste tauchen auf, verlangen vegetarische Gerichte und wollen magnetisiert und massiert werden. Die überforderten Hedy und Franz Gerber machen gute Miene zum bösen Spiel und beschliessen, den Gästen zu verschweigen, dass sie nicht die Inhaber der Pension sind. So nimmt das turbulente Geschehen in der Pension «Hedy und Franz» seinen Lauf. Claudia Gysel als Regisseurin verstand es, die spielerischen Fähigkeiten der Agierenden zu nutzen und diese zu einer vorzüglichen Gesamtleistung anzuspornen. Nicht nur die bekannten Publikumslieblinge brillieren, sondern auch die Nachwuchskräfte. Jede Rolle wird glaubhaft und natürlich wiedergegeben. Das Ganze ist temporeich und komödiantisch, ohne je in einen billigen Schwank abzugleiten.

Käthy Bourquin ist als Pensionsinhaberin der ruhende und dominante Mittelpunkt des hektischen Geschehens: eine beeindruckende Rollengestaltung der nach zehn Jahren sich aus der aktiven Theaterarbeit zurückziehenden beliebten Laienschauspielerin. Sie wurde am Schluss der Premiere vor dem Publikum von ihren Mitspielern verabschiedet. Hans Gysel, der den skeptischen Ehemann mimt, stellt sein komödiantisches Talent mit trockenem Humor erneut unter Beweis. Köstlich, wie er aufblüht, weil er an den Massagebehandlungen junger Damen Gefallen findet, wie auch sein Bruder Ralf, gespielt von Hansjörg Wick, der den Pensionsinhabern zu Hilfe eilt. Eine Paraderolle als Muttersöhnchen meistert Matthias Brechbühl mit pubertärem Imponiergehabe umwerfend, während Susanne Keller, attraktiv und geziert, seine Mutter überzeugend spielt. Beeindruckend komödiantisch gestaltet Gaby Uehlinger die Rolle der vorerst unnahbaren Sekretärin der ebenfalls in der Pension weilenden Operndiva. Ihre Verführung des Pianisten zum Kuss, ulkig dargestellt von Marcel Tresch, ruft Lachstürme im Publikum hervor. Brigitte Kessler und Anita Gysel verkörpern aufgekratzt und erheiternd die infolge einer Autopanne in der Pension gestrandeten Studentinnen. Und die überspannte Opernsängerin wird ergötzlich von Ev Béguelin wiedergegeben.