Ä gueti Fründin bruuchsch
«Schaffhauser Nachrichten»
Theaterkomödie «Ä gueti Fründin bruuchsch», Storchensaal, Wilchingen
Emanzipiertes Stück liefert Diskussionsstoff
Mit emanzipierter Theaterunterhaltung überraschte das Laientheater Wilchingen die Zuschauer und lieferte guten Diskussionsstoff. Mit der Komödie «Ä gueti Fründin bruuchsch!» hat sich das «wilchinger theater» für einmal mit dem Werk einer einheimischen Autorin auseinander gesetzt. Das Stück von Claudia Gysel, das sich um die Probleme einer betrogenen Ehefrau dreht, lockte ein grosses Publikum zur Uraufführung in den Wilchinger Storchensaal. Wer jedoch einen typisch komplizierten, aber unbeschwert komischen Verlauf der Handlung erwartet hatte, wurde enttäuscht. Das Stück kam eher einer der täglich im Fernsehen ausgestrahlten Soaps wie «Gute Zeiten, schlechte Zeiten» nahe, ein Spiegel der heutigen Gesellschaft. Wohl witzig und amüsant, jedoch immer mit der feinen Demonstration der Stärke der Frau versehen. Gleichzeitig aber auch die Verletzlichkeit, die sensible Seite der Frau betonend, während die männliche Hauptrolle als hinterlistiger Betrüger sein Fett wegbekam. Ansatzweise näherten gegen den Schluss des Theaters einige Beziehungswirren das Stück von Claudia Gysel einem der typischen Laientheater an. Die nachdenklich stimmende Botschaft der betrogenen Ehefrau, die anfangs noch Gefühle für ihren Mann hatte, ihm dann aber end- gültig den Laufpass verpasste, war allgegenwärtig.
Mauerblümchen statt Draufgänger
Als Stärke des Stücks können sicherlich die total verschieden gespielten Charaktere gesehen werden. Von der aufgeweckten Barbesitzerin über die aufgelöste und hilflose Ehefrau bis hin zum enttäuschten Charmeur in fortgeschrittenem Alter und dem scheuen Dozent hätten die Rollen nicht unterschiedlicher sein können. Besonders beäugt wurde der ehemalige Motocross-Weltmeister Hansi Bächtold. Der kämpferische Rennfahrer hat für seine Rolle des verklemmten Yogi tüchtig Gas zurücknehmen müssen. Hilflos, mit hängenden Schultern und gesenktem Blick, getraute sich Yogi nicht, seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Wie die Zuschauer sodann erfuhren, hing dies auch mit der Freundin der im Teenagerstyle gekleideten Angebeteten zusammen. So habe ein Mann gegen die beste Freundin keine Chance, war Yogis Fazit. Obschon er seine Rolle eindeutig vermittelte, sah man ihm an, dass er mit einer energiereicheren Rolle besser bedient gewesen wäre. Die schauspielerische Leistung aller Laien war jedoch sehr gut. Unüblich war auch der Einsatz von Musik im Theater. Die Lieder und deren Texte passten jedoch hervorragend zu den jeweiligen Szenen und vermittelten dem Theater einen charmanten Touch. Ob die zum Teil dazu getanzten Choreografien wirklich nötig gewesen sind, darüber lässt sich streiten. Zusammenfassend kann «Ä gueti Fründin bruuchsch!» als amüsantes Theatererlebnis mit stark emanzipiertem Hintergrund beschrieben werden. Es ist sehr pointiert auf den Zusammenhalt und die Charakteren der Frauen zugeschnitten, welche die Männer allgemein in eine «Nebenrolle» versetzten. Und ganz sicher nicht nur ein unterhaltsames Theater, denn provokanten Inhalt bietet dieses Stück zur Genüge, um für zahlreiche Diskussionen sorgen zu können. Das ist wohl genau im Sinn der Autorin.
Christoph Merki