Nach 31 Theaterstücken ein Roman

Nach 31 Theaterstücken ein Roman

Nach den Erfolgen mit Bühnenstücken sucht die Wilchingerin Claudia Gysel die Herausforderung als Romanautorin.

VON MARCEL TRESCH
Wilchingen. Das dank Bertha Hallauer, Albert Bächtold und Ruth Blum als Bauern- und Dichterdorf bekannte Wilchingen muss wohl bald um eine Bezeichnung erweitert werden: Theaterdorf.

In der Weinbaugemeinde wird nämlich mit dem «Wilchinger Handel» im kommenden Sommer ein Freiluftspiel aufgeführt. Ausserdem spielen seit mehr als neun Jahren Mimen im Wilchinger Theater (ehemals Theaterchischte). Noch interessanter für die neue Gemeindebezeichnung ist aber die Tatsache, dass in der Person von Claudia Gysel-Hefti eine Wilchingerin mit grossem Erfolg gleich selbst Theaterstücke für Laiengruppen schreibt.

Nach ihrem Erstling von 1999 («Vo Rio uf Alaska») ist die Zahl von Lustspielen, Komödien und Schwänken inzwischen auf 31 angestiegen. Doch dem Autorinnendasein nicht genug: Seit zwei Jahren steht die viel beschäftigte Bäuerin, Hausfrau und zweifache Mutter der örtlichen Theatergruppe auch noch als versierte Regisseurin zur Verfügung.

Landesweiter Erfolg

«Der Anstoss für das Schreiben kam aus der Reihe der Theaterchischte», schmunzelt Claudia Gysel und freut sich natürlich, dass sie mit ihren lebhaften und amüsanten Geschichten, die im aargauischen Breuninger-Verlag verlegt werden, landesweit Erfolg feiern darf. In der Tat werden ihre Bühnenstücke überall in der deutschsprachigen Schweiz auf den Brettern, die die Welt bedeuten, aufgeführt. Davon zeugen auch die zahlreichen Einladungen, die Claudia Gysel jeweils zu den Premieren erhält. Und wenn sie kann, ist die Autorin selbstverständlich dabei, auch wenn sie persönlich nicht unbedingt gerne im Rampenlicht steht. Obwohl die Reaktionen auf ihre Werke unterschiedlich sind, erntet die gelernte kaufmänni-sche Angestellte mehrheitlich stillen App-laus in Form von positiven Reaktionen.

Schreiben in aller Frühe

Claudia Gysels humorvolle Geschichten entstehen übrigens infolge von Erlebnissen aus dem Alltag oder durch die Erzählungen der Leute aus ihrer näheren Umgebung und aus dem Bekanntenkreis. Und weil es auf dem «Birkenhof» in Wilchingen, wo sie mit ihrem Ehemann Bernhard und den Kindern Steffi (19) und Michael (17) lebt, täglich viele Arbeiten zu erledigen gibt, ist die Zeit, die sie zum Schreiben reserviert hat, genauso aussergewöhnlich wie die Frau selbst. Kurz nach fünf Uhr morgens wird aufgestanden und die Produkte ihrer lebhaften Fantasie zu Papier gebracht.

Und daneben findet die mit Energie geladene Powerfrau auch noch Zeit für weitere Hobbys wie Reiten, Lesen, Regieführung und Theaterspiel. Selbstverständlich kommen die eigene Familie und ihr «drittes Kind», der einjährige Golden Retriever namens Rani, nicht zu kurz. Zu ihrer aktuellen Lektüre – dabei darf es natürlich nicht nur eine sein – gehört unter anderem das Werk von Elizabeth George, «Wort für Wort oder Die Kunst, ein gutes Buch zu schreiben».

Und jetzt ein Buch

Aber auch das passiert bei der Autorin nicht einfach willkürlich. Nach Schnitzelbänken, Komödien, Lustspielen und Schwanks hat die lebensfrohe Natur, die aus verkaufstechnischen Gründen auch unter Pseudonymen wie Carol Graham, Corinne Gasser oder Marlene Herzog schreibt, eine neue Aufgabe angepackt. «Diesmal soll es ein Buch sein», verrät sie verschmitzt den «Schaffhauser Nachrichten». Dabei will Claudia Gysel, die übrigens am 22.  Februar ihren Fünfzigsten feiert, einfach mal etwas anderes machen. Eigentlich will die Wilchingerin ja eher für sich schreiben, Lebenssituationen in Schriftform aufarbeiten, sich neu einordnen und sehr viele persönliche Erlebnisse auf die Seiten bringen. Als Arbeitstitel hat sie die viel versprechende Bezeichnung «Die Nachbarin» gewählt.

Uraufführung im März

Im Entstehen ist dabei ein Roman mit Krimi-Touch, eine Geschichte, die auf dem Lande spielt, teils Erfundenes beinhaltet und teils persönlich Erlebtes widerspiegelt. Über den Zeitpunkt der Buchherausgabe hat sich die quirlige Frau aber noch keine grossen Gedanken gemacht. «Je nachdem, wie es mir mit dem Schreiben läuft», so Claudia Gysel, «kann dies in drei Monaten oder auch erst in vier Jahren sein.»Sollte es gar ein Bestseller werden, würde sie sich selbstverständlich darüber freuen, ohne dass sie dabei einen Hang zum Übermut hätte. Nach den Erfolgen mit ihren Bühnenstücken ist ihr ein gutes Gelingen als Romanautorin jedenfalls zuzutrauen.

Doch vorerst widmet sich die Frau aus dem Bauern-, Dichter- und Theaterdorf voll und ganz ihrer Regiearbeit. Das Wilchinger Theater probt derzeit im «Storchen» Claudia Gysels «Laras Plan». Und wie spürbar nah die lebhafte Fantasie der Wilchingerin sein kann, davon können sich Neugierige persönlich überzeugen, wenn am 11. März ihre erste Krimikomödie uraufgeführt wird. Und noch etwas darf nicht verschwiegen werden: Claudia Gysel ist Korrespondentin der SN und auch Redaktorin der freitags erscheinenden Landfrauenseite.